jeden morgen kommen auf ndr2 die "guten nachrichten". eine kleine nachrichtensendung der etwas anderen art. sie erzählen von privaten, positiven geschichten, von erfolgen, von denen sonst niemand berichtet, von außergewöhnlichen geburten in zoos, von fröhlichen veranstaltungen, ... und so weiter.
heute morgen sagte der sprecher, es gäbe eigentlich an diesem tag nur eine gute nachricht, die wirklich alles andere in den schatten stellt: die rettung der kumpel in chile.
wie wahr, wie wahr. dagegen ist selbst die schlimmste horrormeldung des heutigen tages (welches war denn wohl die schlimmste? die neuen gesetze GEGEN vermieter, die bevorstehenden warnstreiks der deutschen bahn, die fragen um die mitwisserschaft eines herrn stoiber in milliardenschäden verursachenden bankgeschäften, die debatte um die integration ...)
schon gestern hatte ich beschlossen, heute (gegen meine gewohnheiten!) den fernseher anzuschalten. irgendein sender, so dachte ich mir, wird schon zeigen, wie sie die jungs endlich nach oben holen. naja, ich denke manchmal eben doch noch echt "blond". natürlich hat fast jeder sender die chance genutzt, etwas außergewöhnliches zu zeigen und davon zu berichten. wobei es den sendern mit sicherheit nicht um das eigentliche ging, nämlich um das gefühl. aber das sei mal ein anderes thema zu anderer zeit.
ich war ja dankbar und froh, dass ich mitansehen durfte, wie die kumpel das tageslicht nach 69 tagen und nächten in der tiefen erde wieder sehen durften (mit sonnenbrille, ist klar). ich hab doch schon vorher geweint, bei dem gedanken an die familien, die verwandten, vor allem die partnerinnen und kinder. hab doch schon geweint, wenn ich nur an deren leid und deren sorge gedacht habe. deren hoffen und bangen.
und was die jungs da unten im dunkeln durchmachen mussten, darüber mag ich nicht wirklich nachdenken. mir wird schon schlecht und übel, wenn ich in einem kaufhaus den ausgang nicht sehe. ich habe schon in fahrstühlen probleme und kann im "eingesperrten zustand" im flugzeug höchstens drei stunden unter höchster anstrengung aushalten. kein sonnenlicht, keine frische luft, keine windbrise, nix ...
der gedanke ist unerträglich. deswegen habe ich mich daran so wenig wie möglich festgehalten.
und heute nun endlich die bergung. die ersten drei hab ich verpasst, verschlafen, noch nicht miterlebt. sind aber auch ohne mich nach oben gekommen, lach. aber dann lief das tv hier den ganzen tag, während ich (immer wieder mittwochs) der bügelwäsche, dem staub und den anderen anfallenden hausarbeiten zu leibe gerückt bin. pünktlich zur ankunft eines bergarbeiters wieder am fernsehen. und geheult hab ich, das muss ich ja gestehen. die wiedersehensumarmungen, wie fest, wie intensiv, wie glücklich ...
glückliche menschen bringen mich immer viel mehr zum weinen als alles andere.
so lange zeit des nichtwissens, bevor das erste lebenszeichen von unten kam. so lange zeit dann nochmal, bis endlich der bohrer durch war. und so lange zeit (die kam allen bestimmt als die längste der welt vor) bis der geliebte mensch endlich wieder gesund auf der erde gelandet ist.
ich wünsche diesen familien von herzen, dass sie ihre ruhe finden und die schreckliche zeit schnell vergessen können. auch wenn ich weiß, dass dies nicht möglich sein wird. aber ich wünsche ihnen ganz dolle, dass sie sich gegen die sensationsgeile medienwelt wehren können. denn das hat mich erschüttert. obwohl ich froh war über EINE berichterstattung. es waren ca. 800 familienmitglieder, verwandte und rettungspersonal vor ort, gegenüber standen 1.600 journalisten des fernsehens und der presse ...
25 haben es jetzt geschafft. 25 von 33. fast durch. und dann noch die drei jungs von der rettungseinheit. die müssen ja auch wieder nach oben, lach. da habe ich vorhin mit meiner mama drüber gechattet. einer muss das licht ausmachen, nicht wahr ;-)
für den letzten stelle ich mir das wiederum sehr schrecklich vor. 40 minuten allein in der tiefen dunkelheit, 40 minuten warten auf die rettende kapsel.
respekt vor den rettungskräften, respekt vor chile. einem land, in dem heute alles anders ist als sonst.
ich freue mich aus tiefsten herzen mit den menschen dort, für die heute ein feiertag ist.
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