nun gehöre ich mit meinem teilzeitjob ja wirklich nicht zu den burn-out-gefährdeten und durch den beruf ewig gestressten menschen. obwohl … wenn der akku leer ist, muss er aufgefüllt werden. notbremse ziehen und ausschalten. aber wer kann das schon so ohne weiteres?!
ich kann. wenn es auch wirklich zwei tage gedauert hat, bis die innere anspannung und das seltsame lebenspflichtgefühl runtergefahren sind.
ein paar tage dänemark mit katze kitty. hier wollte ich die zeit nun nutzen, um endlich mal wieder einen beitrag in meinem blog zu schreiben. thema vielleicht die fast schon vergessene und doch immer noch schlimmer werdende katastrophe in japan, fukushima. oder die kriege in afrika, in syrien und libyen, die unterschiedlicher trotz gleichheit nicht sein könnten und wo die verlogene hilfsbereitschaft so richtig eindeutig dargestellt wird. oder die sparmaßnahmen des staates an seinen bedürftigsten untertanen, während gleichzeitig milliarden über milliarden woanders hin gespendet werden. vielleicht die hoffnung auf freiwillige im zivildienst, die demnächst das große loch in der pflege stopfen sollen, mit weniger geld als hartz4-empfänger. ach ihr lieben, es gibt so viele aufreger, die thema sein könnten. aber genau das ist wohl das problem …
jedes einzelne dieser themen macht mich innerlich krank. wie ein verflixter teufelskreis. zu viele gedanken, zu viele sorgen. um dinge, die nicht mich direkt betreffen, sondern die allgemeinheit. aber ich bin ja ein teil der allgemeinheit. also fühle ich mich schon wieder verpflichtet, mir gedanken zu machen. um viel zu vieles. auch im näheren umfeld, was ja schon etwas direkter mit meiner person zu tun hat. so wurden mir beispielsweise in gesprächen ein paar ärgernisse meines square-dance-clubs zugetragen, die ich für lösbar halte, wenn man das problem nur anspricht und gemeinsam aus der welt schafft. aber schon gibt es neue probleme, nämlich die empfindlichkeit von menschen, die mit offener problemlösung so gar nichts am hut haben und lieber hinter dem rücken der betroffenen personen weiterhin ihre bösen zungen lästern lassen. wie schafft man es, diese menschen an einen tisch zu bekommen und friedlich und sachlich ihre argumente anzubringen und anzuhören. wieder ein gedankenproblem, das an der seele nagt. an meiner.
seit ostern war ich durchgehend für meine firma zuständig. soll heißen, ich habe täglich um 6.00 uhr das telefon auf meinen apparat gestellt, die aufträge angenommen, die verteilung der monteure geplant, zwischendurch ins büro gefahren, arbeitszettel bearbeitet und rechnungen geschrieben, fragen von kunden beantwortet, angebote gemacht …, und abends gegen 18.00 uhr auf den notdienst umgeschaltet. mein tag hatte plötzlich 12 arbeitsstunden statt normalerweise vier bis fünf. aber nicht die arbeitzeit war es, die mich voll forderte, sondern wieder einmal das drumherum, das menschliche. wie gern würde ich meinem chef sagen, dass er selbst und nur er allein dafür verantwortlich ist, ob die jungs gern ihren job machen oder gefrustet sind. sie sind gefrustet. gute güte, wie klingt das denn: der laden würde prima laufen, wenn der chef nicht da wäre. so gern würde ich das dem chef sagen, aber wie? er will es nicht hören, er blockt sofort ab. es wird sich nie etwas an seiner negativen einstellung ändern. und ich muss mir darüber keine sorgen machen, denn es ist nicht meine firma. wieso kann ich das hier schreiben, den letzten gedanken für mich aber nicht anwenden? wieso kann ich nicht diese schreckliche denkmaschine einfach mal abschalten?
zwei tage hat es gedauert, bis ich hier locker wurde. immer wieder mir eingeredet: du musst gar nichts! du musst nicht pünktlich aufstehen, du darfst mittags mal schlafen, du musst nicht pünktlich essen, du musst keinen superblogeintrag schreiben, du darfst ganz faul ein buch lesen, du musst nicht die tiere auf farmerama füttern, nicht täglich in den foren lesen, macht gar nix, wenn du irgendwo nicht sofort antwortest. und du musst nicht pflichtbewusst sein. okay, kitty macht schon einen riesigen lärm, wenn sie nicht pünktlich ihr futter bekommt, grins. aber damit kann ich leben.
was ist es also? kann mensch auch ein burn-out bekommen, wenn er nicht über 40 stunden die woche berufstätig ist? sind es die „denker“, die hauptsächlich von dieser neumodischen krankheit betroffen sind? die einfach ihren eigenen aus-schalter nicht finden? in meinem unmittelbaren bekanntenkreis sind derzeit erschütternd viele menschen nicht mehr arbeitsfähig wegen burn-out-syndrom. menschen, wo ich das nicht erwartet hätte. sie funktionieren nicht mehr. akku leer. die leichtigkeit des seins …
interessanterweise gibt es aber auch die komplett andere spezies an menschen, die sich für scheinbar nichts anderes interessieren als für sich selbst. sie leben entweder in den tag hinein, finanziell von vater staat versorgt. gedankenlos. oder sie gehen zwar zur arbeit/ausbildung, verziehen sich aber nach dem pflichtteil des tages in ihre eigene (meist computergesteuerte) welt, freuen sich am gefüllten kühlschrank, nehmen keinerlei rücksicht auf die anderen im haus lebenden menschen, wissen nicht, wo der mülleimer steht, interessieren sich erst für klopapier, wenn keins mehr da ist …
und was mache ich? ja klar, ich mache mir wieder sorgen und gedanken um genau diese gedankenlosen menschen. übernehme sozusagen ihre portion noch zu meiner dazu. und wieder frisst das die seele auf.
wo ist die lösung für das problem? nur bei mir selbst zu finden. ich weiß. aber das hilft mir nicht wirklich weiter. hier in dänemark, in meiner kleinen wohnwagenwelt, hier fällt die anspannung ab, hier werde ich ruhig. hier lasse ich den fernseher aus, brauche keine horrormeldungen aus der ganzen welt. hier hat irgendwie alles zeit. alles geht langsamer, lockerer. sogar der computer, grins. es dauert ewigkeiten, bis er das internet gefunden hat. und ich bleibe absolut cool und gelassen dabei. ich habe ja zeit!!! ich muss nichts!!! kann ohne schlechtes gewissen einfach faul hier vor dem rechner sitzen und auf das internet warten. sieht ja keiner. kitty stört es nicht. die hat auch zeit. nur mit ihrem futter nicht. aber ansonsten genießt sie es scheinbar sehr, mich anschmusen und beschnurren zu dürfen, ohne dass ich hektisch werde und noch schnell staubsaugen müsste.
diese ruhe mit nach hause tragen. das wäre schön. ohne schlechtes gewissen auch in der alltagswelt mal die seele baumeln lassen und die hektik ausschalten. nicht immer perfekt funktionieren müssen oder wollen.
werde noch ein paar tage hier bleiben. und darüber nachdenken, wie ich die ruhe und gelassenheit am besten verpacken kann, damit sie sicher zu hause ankommt.
Ich verstehe sehr gut, was du meinst und was dich umtreibt.
AntwortenLöschenDiese schrecklichen Schuldgefühle, die ich hatte, wenn ich, wohl wissend, was alles zu tun ist und ich hätte tun müssen, ich es doch nicht getan hab.
Inzwischen, nach vielen Jahren habe ich gemerkt, dass man ohne Schuldgefühle herrlich bei sich selbst sein kann. Und sich dann wirklich wohl fühlt. (ich gebe zu: sie sind nie wirklich weg, aber beherrschbar, ignorierbar))
Allerdings muss man bedenken ich habe keinen Partner, auf den Rücksicht nötig wäre. Zwar wohnt ja mein großer Sohn bei mir, unter dem Aspekt einer "WG", was aber bei Mama und Kind nie wirklich funktionieren kann, dafür ist Mama eben doch nicht dickfellig genug, aber diese Rücksichtnahme ist doch eine ganz andere.
Ansonsten kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten und geringer Grenzen machen, was ich will und wann ich will.
Und ich bin ganz ehrlich, ich weiß das zu schätzen und ich genieße es.
So haben meine vielen Freizeitaktivitäten eben ihren Platz in meinem Leben und machen mich glücklich, nicht dauernd, das geht nicht, aber immer mal wieder. (auch dann wenn manche enden und dafür andere kommen)
Auftanken kann ich beim Singen, Malen, Erklären (anderen Leuten, wie man malt) Schreiben, Gassi gehen, Trommeln und auch beim Computern. Nicht zuletzt auch bei meiner Arbeit, die zwar die üblichen Probleme hat, aber deren schöne Aspekte ich auch nach so langer Zeit, wie es nunmehr 21 Jahre sind, immer wieder und jeden Tag bemerke und mich daran erfreue. (Z.B. gehe ich jeden Tag an einem Baum, einer Robinie, vorbei, aber hin und wieder, so wie heute, nehme ich ihn wahr, weil er herrlich duftet heute und dann begrüße ich ihn wie einen Freund)
Mit diesem Post hätte ich vielleicht einen eigenen Blog anfangen können, aber irgendwie passt er besser als Antwort und vielleicht als Anstoß zum "In-dich-gehen" für DICH, kleines Vögelchen.
Einen ganz winzigen Rat:
Schwing dich in die Luft, flieg und sing...das gibt Kraft!
Von oben gewinnt man Abstand und sieht, was wirklich wichtig ist für einen selbst.