Montag, 19. Juli 2010

gut umgeplant

eigentlich hatte ich mir schon etwas dabei gedacht, als erstes meinen besuch aus dem bergischen hessen ins platte land an die nordsee zu führen. sozusagen all ihre vorurteile über unser schönes schleswig-holstein am ersten tag zu bestätigen, um sie dann im laufe der weiteren woche wieder zunichte machen zu können, grins. aber auch, um ihr zu zeigen, dass selbst das "platte land" seinen reiz hat und wunderschön ist. aber ist eben so: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt ... ;-)

ein morgendlicher blick auf die seiten von wetter.com und wetter.de zeigen regen an der nordseeküste. riskieren wir es, ein paar schauer abzubekommen? kann so schlimm ja nicht sein. oder doch? lieber die nordseetour verschieben und für heute ein anderes ziel suchen? in barmstedt herrlicher sonnenschein. nichts deutet auf regen oder ein unwetter hin. der regenradar zeigt nur für die westhälfte des landes "naß von oben" an, die ostseite bleibt verschont. wir planen also um und starten richtung holsteinische schweiz. also doch die "berge" am ersten tag, schmunzel. fröhlich fahre ich vor, freue mich auf das erstaunte gesicht von anja, wenn ich ihr unsere "bergigen kurven" zeige, die sie hier nicht erwartet. aber erstaunt ist anjas gesicht nicht ein einziges mal. eher grinsend. unsere hügelchen gefallen ihr schon sehr gut, die landschaft ist zauberhaft. aber berge ... ;-). berge sind höher als nur 90 m, meint sie. okay, aber nur platt und langweilig ist schleswig-holstein eben auch nicht. tja, da habe ich nun seit kurzem dieses wunderbare teil von garmin, zumo 220, von mir liebevoll "paul" genannt. und benutze es heute nicht. wie doof muss mensch denn sein? liegt vielleicht daran, dass ich noch etwas überfordert bin mit der technik, noch nicht so genau weiß, wie ich routen plane und übertrage. und auch beim fahren mit navi verdammt unsicher bin und noch viel üben muss. außerdem kenne ich die gegend ja grob, kann doch nix schiefgehen. geht es aber doch. ich verpasse die abfahrt nach bosau, die uns auf die winzig kleinen straßen der holsteinischen schweiz bringen sollte.

erstmal pause. anhalten, wasser trinken, klönen und ... ... auf anjas navi (ebensfalls garmin) die von mir gedachte tour suchen und eingeben. gespannt beobachte ich, wie anja mit diesem zauberteil umgeht und schritt für schritt unseren weg nach meinen ortsangaben eingibt. klasse, so wollte ich gefahren sein. diese gegend wollte ich ihr zeigen. wir tauschen die plätze, anja jetzt mit navi vorab. während der tour habe ich immer wieder das bedürfnis, ihr mal zuzurufen "schau mal hier rechts, schau mal hier links, schau mal das haus, schau mal das hügelchen" ..., aber unterhalten während moppedtour leider (oder gott-sei-dank, grins) nicht möglich. ich sehe aber, dass anjas blick schon genau dorthin geht, wo er hingehen sollte.

pause am selenter see. sms von manni: hier regnet es schon, straßen werden sicher rutschig. fahrt vorsichtig. regen??? kann nicht sein. strahlender sonnenschein. wir erschwitzen fast in den moppedklamotten. und fahren weiter rauf richtung ostsee. anja soll zu hause erzählen können, dass sie in ihrem kurzen urlaub in kalifornien gewesen ist ;-). dort genießen wir den blick auf die ostsee, beobachten eine weile die badenden menschen, gönnen uns ein spätes mittagessen und starten dann wieder richtung heimat. diesmal ich wieder voran. mit navi!!! paul soll uns nach hause führen, oder zumindest so weit, bis ich wieder allein den weg finde. paul funktioniert auch einwandfrei, nur ich leider nicht, seufz. in 500 m rechts ab. wie weit, bitte schön, sind 500 m. hier schon? nein? nächte? falsch! letzte wäre richtig gewesen. mist. immer und immer wieder geht mein kopf runter auf den bildschirm des navis. ich fahre unsicher, zappelig. so ein ärger. anja lacht. sie hat anfangs die gleichen erfahrungen gemacht und baut mich seelisch mit zuspruch auf. und bald klappt es dann auch mit paul und mir ;-).

ca. 20 km vor zu hause, wir stehen an einer ampel, sagt anja: schau mal da hinten, total schwarzer himmel! oha, da wollen bzw. müssen wir hin. ob wir das noch im trocknen schaffen? ein kleiner wettlauf mit der zeit. 17.00 uhr, wir stehen in barmstedt im carport. 17.10 uhr, das unwetter beginnt!!! 15 minuten lang weltuntergangstimmung. mein fahnenmast knickt um. die bäume biegen sich fast bis zum boden. blätter und ganze äste wirbeln durch die gegend, eimer fliegen, regen peitscht. die lautstärke des sturms ist nur durch lautes schreien zu übertönen. die ersten sirenen erklingen. herzklopfen, aufregung ... dann ist der spuk vorbei. aus allen häusern kommen die menschen nach draußen gelaufen, fangen an, aufzuräumen. unglaublich, was hier gerade passiert ist. die sirenen erklingen noch immer bzw. schon wieder, martinshorn der feuerwehr im dauereinsatz. radio und fernsehen informieren uns dann über die lage an der nordseeküste. dort setzte das unwetter bereits gegen mittag ein und hielt den gesamten tag an. schlimme gewitter und stürme haben großen schaden angerichtet. die meldungen bereiten mir gänsehaut. die vorstellung, wir wären heute an die nordsee gefahren ... danke technik, danke internet, danke wetter.com. noch vor ein paar jahren wären wir nicht auf die idee gekommen, diese informationsmöglichkeit für das planen des tages zu nutzen. und noch ein paar jahre zuvor gab es sie überhaupt nicht. den gesamten abend verbringe ich immer wieder damit, ungläubig und kopfschüttelnd dankbar für die wunderbare technik zu sein, die ich vor ca. 10 jahren noch so vehement abgelehnt habe. internet. und navi. paul ist prima!!! wir sind trocken geblieben (zumindest von außen, grins) und mussten uns keinem sturm stellen. das ist guuuuuuuut!!!

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